Nach den Sternen greifen ist möglich

Im oberfränkischen Igensdorf ist das Weltall näher als andernorts. Sonne, Merkur, Erde, Venus und Co sind auf dem Sonnen- und Planetenweg fußläufig zu erreichen – zwar nur in Miniaturformat, dafür mit den Händen zu greifen und maßstabsgetreu in ihrer Entfernung zueinander. Die Klasse 5a des Gymnasiums Eckental nutzte die gut drei Kilometer lange Wanderung für ein fächerübergreifendes Projekt in der Natur.

Mit Rechenblättern, eigenen Gedichten, selbstgestalteten Comics und Theaterszenen machten sich die Fünftklässlerinnen und Fünftklässler auf den Weg durch unser Sonnensystem. Jeder Schritt entsprach etwa einer Million Kilometer im Weltall. Jeder Schritt brachte die Schülerinnen und Schüler ein Stück weiter auf ihrem Weg zu den Lernzielen der fünften Jahrgangsstufe oder – wenn man noch größer denken mag, wo man ohnehin in aberwitzigen Dimensionen des Alls unterwegs ist – auf dem Weg des lebenslangen Lernens.

An Hand von Informationstafeln, die auf dem Weg angebracht sind, berechnete die Klasse die Entfernungen zwischen Sonne und einzelnen Planeten, überlegte, mit welcher Geschwindigkeit ein Transportschiff im All unterwegs ist, und beschäftigte sich mit dem Thema Maßstab.

Bereits vor der Exkursion bauten die Schülerinnen und Schüler im Fach Kunst Raumschiffe. In Deutsch recherchierten die Kinder an Hand von Sachtexten Besonderheiten zu den Planeten und ließen sich dann von der Idee des Igensdorfer Themenweges inspirieren, sich literarisch-künstlerisch mit Planeten und ihren Besonderheiten auseinanderzusetzen. Zwei Schülerinnen gestalteten etwa eine Collage zur Erde, dem blauen Planeten, aus Müll in unterschiedlichen Blautönen. Eine andere Gruppe machte sich die wissenschaftliche Theorie zu eigen, dass es auf dem Uranus Diamanten regnet, und verfasste ein Alien-Märchen im Stil des Sterntalers. Es entstanden Zeichnungen und Gedichte zu einzelnen Himmelskörpern, ein lustiger Werbetext, warum es sich lohnt, Urlaub auf dem Neptun zu buchen, und ein Streitgespräch, ob es sich nicht doch auf der Venus besser leben lässt als auf der Erde. In einem Comic erfinden Wissenschaftler einen Planetensauger, um Pluto, der seit 2006 offiziell nicht mehr als Planet gilt, wegzuschaffen.

All das präsentierten die Schülerinnen und Schüler vor den Kunstobjekten, die Künstler unterschiedlicher Länder unter Regie des Erlanger Bildhauer Dieter Erhard für den Planetenweg gestaltet haben, und überlegten, welcher Gedanke wohl die professionellen Künstler inspiriert haben könnte.

Stolz fühlte sich, wer auf diese Weise zwischen Sonne und Planeten wanderte. Noch dazu, wenn man quasi im Vorübergehen feststellte, mit wie vielen Nullen man bei mathematischen Berechnungen klarkommen kann. Nach den Sternen greifen ist möglich.

M. Feldrapp