Exkursion zum Thema Judentum

613 Regeln – Was für ein Glück!

Was essen gläubige Juden eigentlich am Sabbat, wenn sie nicht kochen dürfen? Gibt es nur Brot am Feiertag? Und warum sitzen Frauen im Gottesdienst nicht bei den Männern?

Mit vielen Fragen kamen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9d am 15. November 2022 in die die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN). Rabbiner Steven Langnas erzählte von sich, von der IKGN und seinem Glauben. Die Klassen 9b und 9c empfing am 22. November 2022 Religionslehrer German Djanatliev in der IKGN. Mit den Grundlagen des Judentums hatten sich alle Schülerinnen und Schüler bereits im evangelischen und katholischen Religionsunterricht sowie in Ethik beschäftigt.

„Wichtiger als das, was du denkst und fühlst ist das, was du tust“, erklärte Langnas, bevor er darauf verwies, dass es im Judentum 613 Gebote und Verbote gebe, die es zu befolgen gelte. „Da hat man ganz schön zu tun.“ In Anbetracht entsetzter Blicke der jugendlichen Zuhörer ergänzte er, dass es heute genau genommen nur noch 82 Regeln gebe, die tatsächlich im Alltag vorkämen. Was mit dem Opferdienst im Tempel zu tun habe, betreffe die Juden heute gar nicht mehr.

Eine Last sei es jedenfalls nicht, die Gebote, wie etwa die Sabbatruhe einzuhalten, so Langnas. Er hatte einen Vergleich, der jedem Neuntklässler sofort einleuchtete „Wenn du einen Tag auf dem Sofa abhängen und Netflix schauen willst, würde es dir helfen, wenn es an dem Tag verboten wäre, Schularbeiten zu erledigen. Wenn es nicht verboten ist, lernst du vielleicht trotzdem und schon ist es vorbei mit einem Netflix-Tag.“ Netflix sei am Sabbat natürlich nicht erlaubt, aber er, Langnas, freue sich darüber, am Sabbat entspannt mit Freunden zu essen und zusammenzusitzen, ohne an seine Arbeit denken zu müssen.

Dankbar zeigte er sich für die Warmhalteplatte, um nicht in Versuchung zu kommen, elektrische Geräte an- und auszuschalten, denn auch das wäre am Sabbat verboten. „Wusstet ihr, dass manche Eintöpfe viel besser werden, wenn sie lange köcheln?“, fragte Langnas. Sein Tipp: Graupen.

Und warum sitzen die Frauen auf der Empore? „Die Männer würden sich ablenken lassen“, erklärte Langnas verschmitzt. Frauen wiederum würde dies nicht passieren, da sie bereits auf einer „höheren spirituellen Ebene“ seien. Zumindest eine Hälfte der Anwesenden nahm dies mit Genugtuung zur Kenntnis.

Margita Feldrapp