Moderne Inszenierung von Schillers Räubern

Wenn Räuber Karl zu Karla wird

Ob man mit neun Mädchen und zwei Jungen Schillers Räuber auf die Bühne bringen kann? Kein Problem in Zeiten von Gleichstellungsbeauftragten, Gender-Gaps und Me-Too-Debatten. Die Theatergruppe der Mittelstufe am Gymnasium Eckental unter Leitung von Annabell Winkler machte Räuber Karl kurzerhand zu Karla, Franz zu Franziska und die ganze Bande zu Hackern, die mithilfe von Trojanern große Firmen erpressen. Die Bühnenhandlung wurde begleitet von fiktiven Schlagzeilen wie „Genie hackt Leipziger Uni-Server“ oder „Vandalismus: Parteizentrale der AVD zerstört“, die einen Bezug zum aktuellen politischen Geschehen herstellten. Modern war die Kleidung (durchgängig schwarz, nur einzelne rote Farbakzente), modern war die Inszenierung (minimalistische Bühne, Akzente mit Licht und Ton). Höhepunkt stellte eine Verfolgungsjagd im angedeuteten Auto mit Baseballschlägern und Kleinkaliber dar. Besonders erstaunlich aus Sicht der Zuschauerinnen und Zuschauern war, wie vorurteilsfrei auch homoerotische Liebe von Mittelstufenschülerinnen dargestellt wurde. Aus Sicht der Schauspielerinnen und Schauspieler stellte die größere Herausforderung dar, mit dem Text klarzukommen, eine gekürzte, nicht aber sprachlich überarbeitete Fassung des Schiller’schen Originaltextes.

„Ich musste mich einhören in die Worte, die irgendwie bedeutsamer klingen als das, was man sonst so sagt“, erklärte eine der Darstellerinnen. „Aber mit der Zeit bin ich in die Rolle hineingewachsen.“