Abi-Fußballspiel

Party Peace statt Party Patriotismus

Entwurf: Clara Voigt (Q12)

Ob an Außenspiegeln der Autos flatternd, aus Fenstern wehend, auf Gesichter gemalt, in der Werbung, auf T-Shirts, Hüten und sogar auf Getränkedosen – überall sieht man derzeit Deutschlandflaggen. Die Fußball-Europameisterschaft 2024 ist in vollem Gange, der Partypatriotismus erfasst das ganze Land. Dieser Stolz auf die Errungenschaften der „eigenen“ Fußballmannschaft kann jedoch schnell umschlagen. Laut dem Sozialpsychologen Ulrich Wagner bergen solche „Identifikations-Events“ die Gefahr, Überlegenheitsgefühle zu entwickeln und sich abgrenzen zu wollen von anderen Nationen. Eine Umfrage des WDR vom Juni 2024 ergab, dass rund einem Fünftel der Befragten der Migrationsanteil innerhalb der deutschen Nationalmannschaft zu hoch ist und wünscht sich mehr „weiße“ Nationalspieler.

Diese Ereignisse bringen einen Sachverhalt ans Licht, dem offensichtlich zu wenig Beachtung geschenkt wird: Rassismus, Hass und Hetze sind leider immer noch ein allgegenwärtiges gesellschaftliches Problem, das keinen Bereich des sozialen Lebens, nicht einmal den eigentlich so völkerverbindenden Sport, ausspart. Es ist ein klares Zeichen des Versagens unserer Gesellschaft, dass Menschen noch immer aufgrund ihrer Ethnie, ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religion diskriminiert, diffamiert oder angefeindet werden.

Um gegen dieses Versagen vorzugehen, veranstaltete das Gymnasium Eckental am vergangenen Freitag, den 21. Juni, das traditionelle „Abispiel“. Dieses Fußballspiel der Abiturient*innen gegen ihre nun ehemaligen Lehrer*innen findet jährlich unter dem Motto „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ statt. Dem Geist der Aktion entsprechend möge der Gender-Stern in diesem Text zum Leuchten kommen.

Den Auftakt des Abispiels bildete ein Drohnenbild der gesamten Schulfamilie (siehe Beitragsbild oben), die sich auf dem Sportplatz zu einem riesigen Peace-Zeichen formiert hatte. Anstelle von Partypatriotismus herrschte hier das Gefühl von Partypeace. Des Weiteren wurde ein Graffiti gesprüht neben dem Volleyballplatz der Schule. Das Motiv sind zwei Jungen: einer mit einem Spielzeugflugzeug, der andere unter einem Bombenflugzeug, darüber die Frage „Und wo bist du geboren?“. Initiatorin und Sprayerin Luisa Lutz, die ebenfalls dem Abiturjahrgang angehört, erklärte, dass sie Motiv und Thematik sehr bedacht gewählt habe. Sie wolle damit betonen, so Lutz, wie stark der Geburtsort das Leben beeinflusse und gleichzeitig daran appellieren, dass die Schüler*innen ihre Privilegien schätzen sollten.

Graffiti

Bereits zu Beginn des Abispiels wurde klar, dass das Spiel nicht nur mit der Botschaft, sondern auch sportlich überzeugt. So lagen die Abiturient*innen schon in der ersten Halbzeit 5:0 vorne. Während der Pause hatten alle Schüler*innen die Möglichkeit, auf dem Banner der „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu unterschreiben und so aktiv ihre Unterstützung für diese Werte zum Ausdruck zu bringen.

Das Abispiel-Team sorgte auch für das leibliche Wohl der Zuschauer*innen. Es gab Bratwurstbrötchen (auch vegetarisch) und Getränke. Außerdem konnte man an einem Los-Spiel teilnehmen. Jegliche Spendeneinnahmen des Tages gehen an die Frederik-und-Luca Stiftung (https://ful-stiftung.de), die sich für ein gewaltfreies Miteinander bereits im Kindesalter einsetzt.

Natürlich gewann die Mannschaft der Schüler*innen mit einem eindeutigen 7:2.

Eckfahne

Das Abi-Spiel war also auch in diesem Jahr eine in allen Bereichen von Erfolg gekrönte Veranstaltung, die allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben wird. Ein großer Dank geht an die Helfer*innen im Hintergrund, ohne die dieses Spiel nicht hätte stattfinden können: dem Schiedsrichter Valentin Striebich (Ex-Schüler), Herrn Michl und dem Abispiel Team für die Organisation, der Technik-Crew unter der Leitung von Herrn Wißgott, den Gym-Eck-Sanis, Herrn Herberger, der aus einem Dschungel eine bespielbare Wiese zauberte, Luisa Lutz für das aussagekräftige Graffiti, Familie Beka aus Heroldsberg für das Streichen der Wand in Grau als Hintergrund für das Graffiti, Clara Vogt für das Drohnenfoto, Ella Weber für die eigens gestalteten Eckfahnen (siehe links) und schließlich Peter Höfler und dem 1. FC Kalchreuth für das professionelle Präparieren des Fußballfeldes.

– Emilia Paetzold (Q12)

Mannschaftenfoto

Fotogallerie

Fotografie: Samuel May (Q12)