Dieses Palindrom ist kein Paradoxon, wie aus einem Gastvortrag im Rahmen des Lateinunterrichts der 10. Klassen kurz vor dem Valentinstag hervorging.

Am 10.02.2025 versammelten sich 40 Schülerinnen und Schüler der 10 a, 10 d und 9 c, vier Lateinlehrerinnen und Herr Eichelsbacher von 13:50 Uhr bis 15:15 Uhr im Mehrzweckraum, um den Ausführungen eines weltweit renommierten Experten für die römische Liebeselegie und des Verfassers von 585 Veröffentlichungen – einige davon stehen sogar in unserer Schulbibliothek – zuzuhören: Prof. Dr. Niklas Holzberg, der extra aus München anreiste, wo er von 1983 bis 2011 eine Professur für Lateinische Philologie der Antike an der LMU innehatte.
Catull war der erste Römer, der es wagte, in einem Gedichtzyklus literarisch über Liebe zu sprechen. In Anspielung auf den Herkunftsort der griechischen Dichterin Sappho, nämlich die Insel Lesbos, adressierte der Poet eine geheimnisvolle Frau namens „Lesbia“, deren wahre Identität entweder ein Skandal oder frei erfunden war.
Ihm folgten die Elegiker Tibull, Properz und Ovid, dessen Liebeskunst (Ars Amatoria) gerade Thema im Lateinunterricht der 10. Klassen war. Vielleicht kann der gar nicht verstaubte Klassiker sogar heutigen Jugendlichen ein paar Tipps geben, wie man sein Objekt der Bewunderung beeindruckt – gerade aus aktuellem Anlass? Da heißt es zum Beispiel: „Lass sie absichtlich beim Spielen gewinnen.“
Die Diskussion, warum Ovid von Kaiser Augustus ans Schwarze Meer verbannt wurde und trotz inständiger Bitten nie nach Rom zurückkehren durfte, erhielt neue Aspekte, auch für die Fachleute. Er war der Mann, der zu viel wusste, und zwar über die Familiengeheimnisse des Imperators.
Die Reaktionen waren durchweg positiv.

„Wenn der Inhalt und die Vortragsweise spannend genug sind, braucht der Redner gar kein Feuerwerk an technischen Effekten, sondern ist selbst eines.“ Tatsächlich hatte sich der Meister folgendermaßen angekündigt: „Ich brauche dafür keine Präsentation. ‚In principio erat verbum.‘ Du musst mir also keine Technik bestellen.“ Zu Wort kam auch das Publikum, das in den Vortrag eingebunden wurde und am Ende Fragen stellen konnte.
Fasziniert war es davon, wie nahe sich Liebe und Hass sind. Dieses Phänomen kulminiert in dem berühmten Gedicht „Odi et amo“ (carmen 85), welches das Gesamtwerk Catulls in nuce zusammenfasst.
In Zeiten der Gleichberechtigung waren viele überrascht von der Rolle der Frau in der römischen Gesellschaft, die für junge Mädchen heutzutage wenig attraktiv wäre. Insgesamt jedoch wurden historische Hintergründe über das alltägliche Leben der antiken Menschen sehr interessiert aufgenommen, so auch ganz praktische Dinge: Die genannten Autoren veröffentlichten ihre Werke nicht in Form von Büchern, sondern von Schriftrollen. Unter Augustus war Ehebruch strafbar, doch andere, heute verpönte Dinge nicht.
Wie schon Herodot festgestellt hat, sind die Gesetze nicht überall gleich. Daher muss man bei der Betrachtung anderer Kulturen und Epochen immer einen Perspektivwechsel vollziehen.
Wir verdanken der klassischen Antike viel, aber haben auch einiges weiterentwickelt, denn obwohl man die Beschäftigung damit Humanismus nennt, kommt der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit für alle Geschlechter, sozialen Schichten und Ethnien erst in der Neuzeit eine so zentrale Bedeutung zu.
Sandra Hartl